PQE-Anwendung mit Menschen mit HIV

1. Name und Land der Organisation

Deutsche AIDS-Hilfe e.V., Berlin, Germany

2. Autor_in der Fallstudie und Kontaktinformationen

Holger Pauly, holgercgn@gmail.com

3. Externe Unterstützung

keine

4. Projekt/Programm

Alle zwei Jahre findet in Deutschland die größte Selbsthilfekonferenz Europas zum Thema „Leben mit HIV / AIDS“ statt: „Positive Begegnungen“. Mithilfe eines demokratischen Abstimmungsverfahrens entscheiden 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer darüber, an welchen Themen sie in der nächsten Phase arbeiten möchten. Daher startet die Deutsche AIDS-Hilfe verschiedene Workshops, in denen interessierte Menschen an bis zu 4 Wochenenden zusammenkommen können, um konkrete Maßnahmen und Projekte auszuarbeiten.
Einer dieser Workshops widmet sich dem Thema degradierende (Selbst-)Stigmatisierung:
+++[Carolin: War diese Workshopeinleitung vielleicht im Original deutsch bzw. gibt es eine offizielle deutsche Version? Wenn ja, könntest du sie bitte finden und meine Rückübersetzung entfernen?]+++„In den vergangenen 30 Jahren hatte die Bewegung vieler mutiger, nonkonformistischer HIV-positiver Menschen einen großen Einfluss auf viele Ebenen gesellschaftlicher Veränderungen. Ist diese Ära aufgrund der guten Behandelbarkeit der HIV-Infektion, der längeren Lebenserwartung und der verbesserten Lebensqualität nun vorbei? Müssen unsere gemeinsamen Aktionen offensiver sein, um die Selbststigmatisierung zu überwinden und ein Leben ohne Diskriminierung zu fordern? Wir möchten kollektive Aktionen entwickeln, die auf die sozialen Probleme des Lebens mit HIV aufmerksam machen, und Interventionen zur Reduzierung von Stigmatisierung und Diskriminierung.“

5. Ziele der Anwendung

Evaluieren, wofür die Gruppe steht, ein Selbstverständnis schaffen und die Ziele der Gruppe definieren
Angewendetes Instrument bzw. Methode

PQD: SMART-Ziele, und vorher eine große Brainstorming-Session

6. Ergebnisse der Anwendung

Die Brainstorming-Session ergab über 60 verschiedene Impulse, die den folgenden Kategorien zugeordnet werden konnten:

  • Adjektive wie: einfühlsam, klar, sympathisch, einladend, unbequem, nachhaltig
  • Wirkungen wie: Sozialgeschichte schreiben, Internationalisierung, Courage
  • Einstellungen wie: Sichtbarkeit, kritische Bewertung, Optimismus
  • Aktionen (Tools) wie: Flashmobs, Geschenke verteilen, Bündnisse schmieden
  • Konkrete Aktionen wie: praktische Solidarität mit Menschen ohne Krankenversicherung, kostenlose medizinische Behandlung, Theaterstück

Wegen der vielen Ergebnisse und Ideen war es wichtig, sich darauf zu konzentrieren, welche Ziele die Gruppe erreichen will – und vor allem: welche Ziele die Gruppe erreichen kann. Zu diesem Zweck wurde das SMART-Tool eingesetzt. „Spezifisch“, „messbar“, „attraktiv“ und „terminierbar“ waren nicht das Problem. Aber die Gruppe musste sich damit auseinandersetzen, dass sie realistisch sein musste in Bezug darauf, wie viele Aktionen sie ausführen kann, weil sie sich lediglich an drei weiteren Wochenenden in den nächsten 18 Monaten treffen wird. Deshalb führte das Kriterium „realistisch“ zu den meisten Diskussionen. Am Ende einigte sich die Gruppe auf dieses Ziel: „Wir starten mindestens 3 kollektive politische Aktionen vor den nächsten Positiven Begegnungen im Sommer 2016. Außerdem bringen wir die Idee und die grundlegenden Merkmale einer Feier-Veranstaltung bei der Deutschen AIDS-Hilfe ein. Alle Aktionen und Veranstaltungen laufen unter dem Thema „20 Jahre antiretrovirale Behandlung“.

7. Empfehlungen

Da die Gruppe sich nie zuvor getroffen hatte und frisch startete, war die Anwendung des SMART-Tools vermutlich die beste Möglichkeit, ein erfolgreiches Workshop-Wochenende zu garantieren. In diesem spezifischen Fall war es sehr wichtig, genügend Zeit mit dem kreativen Brainstorming-Prozess zu verbringen, bevor das eigentliche Ziel definiert wurde. Als die Gruppe an den verschiedenen Projekten arbeitete, die in Aktionen umgesetzt werden können, kam sie nicht mehr weiter. Da die Teilnehmer im Vorfeld auf ein mögliches Misslingen hingewiesen worden waren, hatten sie genug Selbstvertrauen, einen Schritt zurück zu machen und dann die richtige „Abzweigung“ zu wählen. Bei der Arbeit mit Freiwilligen, die für einen begrenzten Zeitraum aus dem ganzen Land zusammenkommen, ist ein Realitätscheck bei der Anwendung des SMART-Tools unabdinglich. Als das größte Problem kann sich die Diskrepanz zwischen (Über-)Motivation und Zeitmangel erweisen. Daher kann die Definition kleinerer und realistischerer Ziele sehr hilfreich dabei sein, einen späteren Erfolg zu gewährleisten.